Es trifft wenige, aber Niemand kann ganz sicher sein, dass es ihn oder sie nicht trifft: Krankenhaus, unerträgliche Luftnot, Intensivstation, Beatmung. – Das ist Leiden!
Und dennoch, mal abgesehen von Menschen, die obdachlos sind oder auf engstem Raum leben müssen, – mal abgesehen von Menschen in Syrien, usw.
Gerade für uns im Zenkreis gilt doch: Leiden ist meine Entscheidung. Im Angesicht unseres Todes leben wir sowieso, nur verdrängen wir das. Deswegen empfiehlt Buddha ja die Leichenfeldbetrachtung. Jetzt bekommen wir das durch die Medien direkt ins Haus geliefert. Und die anderen Einschränkungen? Keine Sportstätten, kaum soziale Kontakte, Urlaub absagen, usw. Ob wir darunter leiden, hängt doch von unserer inneren Einstellung ab: Es ist, wie es ist!
Habe ich mir selber gesagt in echter „buddhistischer“ Geisteshaltung. Und … Es hat nicht funktioniert. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, diese Zurückgezogenheit und dieses Innehalten nun ganz bewusst wahrzunehmen und für meine buddhistische Praxis zu nutzen.
Jetzt habe ich „umgeschaltet“ und lebe nach dem Motto: Corona ist Scheiße, ich darf darunter leiden. Ich nehme mein Leiden wahr und kritisiere mich nicht dafür.
Wenn ich Angst vor Krankenhaus und Tod habe, dann habe ich Angst davor. Wenn ich vor dem Geschäft Schlange stehen muss, nur um Klopapier zu kaufen, darf ich leiden. Wenn im Geschäft dann keins mehr da ist, darf ich mich ärgern. Wenn ich mich langweile, obwohl ich doch meditieren könnte, dann langweile ich mich eben. Und übe mich darin, diese scheinbar unbuddhistischen Gefühle wahrzunehmen. Es ist, wie es ist!
Außerdem beschäftige ich mich mit ganz praktischen Dingen, die ich sowieso irgendwann erledigen wollte (Basteln, Renovieren, Steuererklärung usw.). Die einfachen Alltagsdinge sind nämlich das Leben, nicht irgendwelche Vorstellungen davon, dass ich als Zenlehrer nun besonders geschickt mit der Corona-Scheiße zurechtkommen müsste.
Überhaupt: Warum nicht diese Corona-Bedrohung mal bewusst verdrängen und die alten Bücher lesen oder Filme schauen, die mir immer gut getan haben.
Seitdem ich das praktiziere, stelle ich fest, dass ich durch Corona tatsächlich mehr Zeit zum Innehalten habe. Aber das kommt nicht vom Kopf her, sondern aus dem Tun und Erleben im Alltag. Jetzt komme ich viel besser mit der Situation zurecht.
Euer Menno Visser