Liebe Sonntagssitzende, liebe Hospo-Gruppe, liebe Zenkreis-Mitglieder,

was nun? Wie können wir mit einer Situation umgehen, die Angst um die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Lieben auslösen mag? Eine Situation, die Sorgen und Unsicherheiten hervorbringen kann; die die Gewohnheiten des Alltags aushebelt; die unser Berufs- und Freizeitleben verändert oder stört; unsere sozialen Kontakte einschränkt? Wie praktiziert es sich unter den gegebenen Bedingungen? Was heißt es jetzt, sich „selbst eine Leuchte zu sein“?

Dieser Brief ist eine Einladung, gemeinsam innezuhalten. Auch wenn wir für eine gewisse Zeit nicht zu den gewohnten Terminen im Zenkreis zusammenkommen werden, können wir weiter praktizieren und unsere Gemeinschaft spüren. Wenn du also in nächster Zeit zu Hause meditierst, sitzt jemand neben dir – nur ist die Dimension von „neben dir“ derzeit weiter entfernt als sonst.

Ihr kennt alle den stehenden hölzernen Buddha auf dem Bord in der Zendo. In einer Hand hält er ein Schwert, in der anderen eine Schriftrolle. Das, woran uns diese Figur erinnert, können wir in schwierigen Zeiten besonders gut gebrauchen: eine Übung, bewusst zu stoppen, wenn Zweifel, Unruhe oder gar Panik aufkommen und quälend sind. In der freien Übersetzung des Kanzeon heißt es, unsere „wahre Natur“ bestehe aus „tiefstem Mitgefühl und höchster Weisheit“. Jedes Mal, wenn wir uns schweigend hinsetzen, unsere volle Aufmerksamkeit auf unseren Körper und unsere Atmung richten, wenn wir Distanz zu unseren Denkvorgängen schaffen, dann können wir in Verbindung kommen mit dieser wahren Natur unseres Mensch-Seins. Einsicht und ein mitfühlendes Herz, das tätig sein kann, wo Bedarf besteht, sind auch und gerade in Corona-Zeiten erhellend.

Sicher enthält die Schriftrolle des aufrichtigen Buddhas die Texte, die wir sonst gemeinsam rezitieren. Sie enthalten viel Hilfreiches und Heilsames. Es ist einfach: nimm dir Zeit, anzukommen. Nimm dir Zeit, deine volle Lebendigkeit zu erfahren. Nimm dir Zeit, ehrlich mit dir zu sein. Nimm dir Zeit, eins zu werden.

Alles ist von allem zutiefst durchdrungen. Nichts ist abgetrennt, nichts kann festgehalten werden.

Als ich gestern mit Regina telefonierte, sprach sie von Hingabe. Wenn dich Sorgen oder Ängste mitreißen: halte wieder und wieder inne. Vertrau dich, nur für einen Moment, dem Loslassen und Nicht-Wissen an. Darin liegen Einsicht und Mitgefühl. Welche Erfahrung machst du?

Und nach dem Sitzen: steh auf und schau, was zu tun ist (und was nicht-zu-tun ist). So bist du dir selbst eine Leuchte. Nimmst du den Frühling wahr?

Stadtwaldspaziergang (Bremen, 21. März 2020)

Stille

Morgenlicht, Frühlingsduft

Rascheln im Vorjahreslaub

Zschilpen der Meisen

Ein Eichelhäher fliegt vorbei

Blaues im Grün

Weißes wippt im Wind

Ein Eichelhäher fliegt vorbei

Buntspecht klopft an … klopft … an … an

Mmh, Dankeschön

(von Ina)